Stellen Sie sich vor, Sie sind auf der Suche nach einer neuen Bleibe und denken, Sie erwerben einen ganz normalen Bungalow – da stellt sich heraus, dass es das einzige Haus des Bauhaus-Architekten Marcel Breuer in Deutschland ist. Genau das ist einem Ehepaar passiert. Wir haben den Artikel der FAZ für Sie gelesen und zusammengefasst.
Unverhofft kommt oft, so wie im Fall Monika Maria und Stefan Eller. Wie die FAZ berichtet, wollte das Ehepaar in eine Großstadt umziehen und suchte nach einem passenden Objekt. In Wiesbaden wurden sie fündig. Das Inserat der Sparkasse, in dem ein „renovierungsbedürftiges Haus in guter Lage“ angeboten wurde, klang interessant. Doch Ehepaar Eller erwarb nicht bloß irgendeine Immobilie in Form eines Bungalows, sondern das einzige Haus des Bauhaus-Architekten Marcel Breuer in Deutschland. Auch in Fachkreisen war bis dahin nicht bekannt, wessen Idee hinter diesem Bauwerk steckt.
„Mich hat das Haus technisch begeistert, meine Frau emotional“
Der erste Eindruck des Bungalows bei der Besichtigung im Jahr 2010 war laut FAZ eher ernüchternd. Er war nicht nur zugewachsen, sondern auch von Schimmel befallen und hatte obendrein ein undichtes Dach. Die Dämmung fehlte und bis zu 10.000 Liter Heizölverbrauch im Jahr waren normal. Doch etwas an dem Gebäude „berührte“ das Ehepaar. „Mich hat das Haus technisch begeistert, meine Frau emotional“, sagt Stefan Eller. Gemeinsam mit Architekt Volker Schreiber, den sie über die Bank kennenlernten, begannen sie zunächst, alle Informationen über das Haus und seine Hintergründe zu sammeln. „Wir sind zum Bauhaus nach Dessau und Berlin gefahren, weil wir alles über das Bauhaus lernen und uns damit identifizieren wollten“, erzählt Stefan Eller der FAZ. Marcel Breuer gilt als eine der bekanntesten und wichtigsten Personen dieser Schule.
Marcel Breuer Originalzustand kombiniert mit modernem Komfort
Zunächst planten die Ellers, das Haus nach den zeitgemäßen Maßstäben zu modernisieren. So sollte beispielsweise die Deckenheizung einer Fußbodenheizung Platz machen, halbhohe Fenster sollten durch bodentiefe ersetzt werden. Doch letztendlich haben die Bauherren nichts davon umgesetzt, worüber sie heute sehr froh sind, wie sie der FAZ gegenüber erwähnen. Durch den beratenden Einfluss des Architekten und des zuständigen Denkmalpflegers haben sie das Haus stattdessen so gut wie möglich in seinen Originalzustand zurückversetzt, aber trotzdem mit dem heutigen Komfort ausgestattet. „Wir haben gelernt, dass in diesem Haus nichts dem Zufall überlassen wurde“, sagt Eller. Ursprünglich wurde es von Breuer 1954 für den ehemaligen Generaldirektor der Erdal-Werke, Paul Harnischmacher, gebaut. „Marcel Breuer hat die Fensterhöhe extra so gewählt, damit sich das Licht unter der Brüstung bricht, weil Paul Harnischmacher sehr lichtempfindlich war“, fügt Monika Maria Eller hinzu, „er hat extra den Sonnenstand berechnet – wer macht das heute noch?!“
Nach der aufwändigen Sanierung zogen sie 2014 endlich in ihren geschichtsträchtigen Bungalow ein. Die nächste Aufgabe hat das Ehepaar bereits gefunden, wie die FAZ Stefan Eller zitiert: „Wir richten uns jetzt Stück für Stück mit Breuer-Möbeln ein. Das Haus hat sie einfach verdient“.
Marcel Breuer (21. Mai 1902 in Pécs, Österreich-Ungarn – 01.Juli 1981 in New York City) war ein deutsch-amerikanischer Architekt und Designer mit ungarisch-jüdischen Wurzeln. Im Bauhaus Weimar machte er eine Lehre zum Tischler und arbeitete danach mehrere Jahre im Büro von Walter Gropius, bevor er sich selbstständig machte. Seine jüdische Herkunft zwang ihn 1933 zur Flucht aus Deutschland. In den USA wurde er sesshaft und baute dort unter anderem mit Gropius die Architekturfakultät der Harvard University auf. Er gilt als der Erfinder des modernen Stahlrohrmöbels.
Quelle: www.faz.net
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