Seit 2012 wird in Salzburg, der Geburtsstadt Mozarts, jährlich im Juni der Ultramarathon ‘mozart 100’ ausgetragen. Das Event, das zu der UTMB World Series – einer der größten Traillauf-Serien der Welt – zählt, feierte in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum. Rund 2.300 Läufer und Läuferinnen waren am Start, so viele wie nie zuvor. Der Deutsche Janosch Kowalczyk siegte in der Königsdisziplin über 105 km mit neuer Rekordzeit, Andreu Simon Aymerich aus Spanien wurde Zweiter. Berglauf-Weltmeister Benedikt Hoffmann erkämpfte sich trotz Verletzung einen Podestplatz.
Wie viele Veranstaltungen dieser Art bietet auch ‘mozart 100’ verschiedene Wettbewerbe an, um möglich viele Läufer:innen anzusprechen. Auf der Homepage der Veranstalter heißt es dazu: “mozart 100 by UTMB® führt die Teilnehmer durch die Vielfalt und Schönheit des Salzburger Lands in Österreich, das ein einzigartiges und unvergessliches Trailrunning-Erlebnis garantiert. Bei sechs unterschiedlichen Streckenlängen von 105 bis 9 km sollte für alle Einzelathleten ein Bewerb dabei sein.”
Als Königsdisziplin gilt dabei natürlich der Wettbewerb über die längste Distanz von 105 Kilometern mit mehr als 5.000 Höhenmetern. Gemäß dem Namensgeber des Laufs, Wolfgang Amadeus Mozart, sprechen die Veranstalter von einem “Allegretto von Salzburg nach Fuschl am See, ritardando in die Wolfgangsee-Region, fortissimo über Zwölferhorn und Schafberg und mit Tempowechsel zurück nach Salzburg, mit einem Finale forte über Nockstein und Kapuzinerberg.”
Teilnehmerfeld mit internationalen Spitzenläufern
Weit über 400 Athlet:innen waren zusammen mit Benedikt Hoffmann am frühen Morgen um Punkt 5 Uhr am Start. Der Lauf war der erste ganz große Höhepunkt der Saison, nachdem er zuvor bereits in Frankreich beim “EcoTrail Paris” und bei den Deutschen Meisterschaften über 50 km am Start war. Und es sollte ein Lauf werden, an der er sich noch länger erinnern wird. Nicht nur, weil das Teilnehmerfeld mit internationalen Spitzenläufern gespickt war, sondern weil er am Ende mit einer wohl ziemlich schweren Verletzung nach Hause zurückkehrte.
Zunächst ging Benedikt Hoffmann leicht verhalten auf die Strecke. Ab Kilometer 30 zog er das Tempo etwas an. Der deutsche Läufer Janosch Kowalczyk konnte dem Berglauf-Weltmeister beim ersten langen Anstieg nicht mehr folgen. Hoffmann schaffte es, an die Spitze des Feldes vorzulaufen. Er schloss zum führenden Spanier Andreu Simon Aymerich auf. Gemeinsam mit dem Spanier setzte er sich ab. Beim zweiten langen Anstieg von 800 Höhenmetern lief Aymerich jedoch einen kleinen Vorsprung auf Hoffmann heraus.
Benedikt Hoffmann: Verletzung bei Kilometer 60
Doch dann kam Kilometer 60. In einer Downhill-Passage knickte Benedikt Hoffmann heftig um. “Es hat richtig weh getan, doch ich versuchte weiterzulaufen”, erinnert sich “Bene”. Doch damit nicht genug: kurz darauf knickte er ein weiteres Mal um. Vor ihm lag zu diesem Zeitpunkt fast noch ein gesamter Marathon!
Bei Kilometer 70 verließ er – jetzt als Führender – zum letzten Mal die Wechselzone. “Ich hatte vor allem beim Bergablaufen Schmerzen in meinem Fußgelenk”, erzählte er nach dem Rennen. “Noch schlimmer war aber, dass ich bei jedem Schritt unsicher wurde.” So dauerte es nicht lange, bis Kowalczyk auf Benedikt Hoffmann wieder auflaufen und ihn schließlich überholen konnte. Selbst Aymerich schaffte wieder den Anschluss. “Ich war etwas überrascht, wie gut er sich gegen Ende des Rennens wieder erholt hat, ich versuchte noch an ihm dranzubleiben, hatte aber durch die Schmerzen im Fußgelenk keine Chance.”
Was tun? “Kurzzeitig dachte ich, dass ich nach dem Umknicken aufgeben muss, doch ich habe mich irgendwie durchgebissen.” Statt aufzugeben, setzte Benedikt alles daran, “wenigstens” den Podestplatz noch zu sichern. Der Abstand zu Platz vier war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr groß, sodass er sich voll und ganz auf sein eigenes Rennen konzentrierte. Schließlich kam er gut 17 Minuten hinter dem Sieger Janosch Kowalczyk und knapp neun Minuten hinter Andreu Simon Aymerich als dritter ins Ziel. Dafür war die Diagnose zwei Tage später, als er ins Krankenhaus ging und sein Gelenk untersuchen ließ, niederschmetternd: Die Ärzte vermuteten einen Riss des Syndesmosebandes.
Janosch Kowalczyk | adidas Terrex | 09:36:09 | Germany |
Andreu Simon Aymerich | Asics | 09:44:59 | Spain |
Benedikt Hoffmann | TSG Heilbronn/Asics Trail | 09:53:51 | Germany |
“Wenn es tatsächlich so schlimm ist, dann ist der dritte Platz unglaublich”, resümiert Benedikt Hoffmann. Indessen hofft er, dass die Verletzung doch nicht so schlimm ist, wie zunächst vermutet. Ein Riss des Syndesmosebandes könnte sogar das Ende der Saison bedeuten. Unter diesen Umständen ist das Ergebnis bei einem der schwersten Rennen Europas schon eine kleine Sensation.
Von diesem Durchhaltewillen beeindruckt ist auch Lars Bergmann, Vorstand des Sponsors IMMOVATION AG. Sie fördert Benedikt Hoffmann seit Anfang 2022. “Dass sich Benedikt trotz seiner Verletzung einen Platz auf dem Siegerpodest erkämpft zeigt einen wirklich außergewöhnlich starken Kampfgeist.” Auch Benedikt Hoffmans Kollegen Philipp Stuckhardt und Nils Bergmann vom Laufteam “The Running Pack” können sich kaum vorstellen, wie man mit einer solchen Verletzung noch einen dritten Platz erringen kann: “Wichtiger als diese Platzierung ist jetzt jedoch, dass sich Benedikt jetzt erst einmal die Zeit nimmt wieder vollständig gesund zu werden. Wir drücken ganz fest die Daumen, dass die Verletzung so schnell wie möglich heilen wird.”
Nils Bergmann: Zum ersten Mal ‘DNF’
Auch Nils Bergmann war beim ‘mozart 100’ am Start. Er lief den sogenannten “mozart Light”: eine Strecke von 31 km mit 1.100 m/- 1.300 m Höhenmetern. Auf Instagram kommentierte er seinen Lauf im Telegrammstil: “Zum ersten Mal DNF” (DNF: Did not finish). 4 km in der Spitzengruppe dann 20 km auf Platz 1. 6 km vor dem Ziel Sturz, Salzburg schon in Sichtweite. Total unnötig in einem Flachstück an einer Wurzel hängengeblieben. Sogar noch abgerollt, keine Verletzungen, aber Kreislauf ging nicht mehr, die Hitze hat sich schnell stark bemerkbar gemacht.”
Was ist eigentlich ein Syndesmoseriss?
Die Syndesmose stellt eine Verbindung zwischen zwei Knochen dar und besteht selbst aus Bindegewebe. Sie findet sich beispielsweise am oberen Sprunggelenk, aber auch im Bereich des Ellenbogens. Die Syndesmose wird auch als unechtes Gelenk bezeichnet. Reißt diese Verbindung zwischen zwei Knochen, spricht man von einem Syndesmoseriss. Dabei kann das Gewebe sowohl zerreißen als auch vom Knochen abreißen. Das Sprunggelenk wird außerdem vom vorderen und hinteren Syndesmoseband stabilisiert. Bei einer Ruptur (=Riss) verliert das Gelenk seinen Halt und ist überbeweglich. Quelle
Bildquellen
- Benedikt Hoffmann, mozart 100: © Stefano Maiorana