Franziska Althaus, eine Vereinskollegin von Nils Bergmann vom IMMOVATION-Laufteam „The Running Pack“, sorgt für eine große Überraschung: Beim Madrisa Trail in der Schweiz zeigt die Trail-Newcomerin, welches Potenzial in ihr steckt: Nach einem Höhentraining mit Berglauf-Weltmeister Benedikt Hoffmann ist sie schneller als alle anderen und besiegt sogar die männlichen Athleten.
Die Athleten des IMMOVATION-Teams “The Running Pack” trafen sich ab dem 1. August 2022 für zwei Wochen zum Höhentraining mit Benedikt Hoffmann in St. Moritz. Leider konnte Team-Mitglied Philipp Stuckhardt nicht dabei sein. Dafür nahm Franziska Althaus, eine Vereinskollegin von Team-Mitglied Nils Bergmann, am Höhentraining teil. Von St. Moritz aus machten Franziska Althaus und Nils Bergmann “Abstecher” zu mehreren Wettbewerben: Am 06. August starteten beide beim “Salomon Pitz Alpine Glacier Trail“, wo auch Philipp Stuckhardt auf die Gruppe traf. Franziska Althaus startete bei diesem Rennen zum ersten Mal im Trikot des IMMOVATION-Laufteam „The Running Pack“.
Nur ein paar Tage später, am 13. August, starteten “Franzi” und Nils erneut. Franziska Althaus lief den “Madrisa Trail” und Nils Bergmann startete beim Weltklasse-Rennen “Sierre-Zinal”.
Exklusiv für unseren Blog berichtet Benedikt Hoffmann zunächst vom gemeinsamen Trainingslager und Franziska Althaus Sieg beim Madrisa Trail. Im Anschluss an das Rennen hat er die Siegerin für uns interviewt. (Ein Bericht zum Lauf “Sierre-Zinal” folgt in Kürze.)
Vorbereitung im Höhentrainingslager im Engadin
Das Engadin ist unter Langstreckenläufern wohl die Nummer eins in puncto Höhentrainingslager – daher motivierte ich Nils Bergmann dieses Trainingsrevier zu testen. Nils organisierte mit Franziska Althaus sogar noch Verstärkung – daher konnten wir zu dritt regelmäßig in der Gruppe trainieren und voneinander profitieren. Nils und „Franzi“ planten innerhalb der zwei intensiven Wochen sogar noch zwei Wettkämpfe ein. Am 6. August starteten beide beim Pitz Alpine. Nur eine Woche später stand Nils in einem absoluten Weltklassefeld schon wieder an der Startlinie beim Top-Event Sierre-Zinal.
Als Mentor des Teams grübelte ich schon im Vorfeld wie man ein gutes Trainingsprogramm zusammenstellen konnte bei so einer Wettkampfdichte. Wir trafen uns am 1. August wie geplant in St. Moritz, bezogen unsere Ferienwohnungen nahe dem Sportzentrum und absolvierten am Nachmittag auch direkt unsere erste Trainingseinheit. Die Hochebenen des Oberengadins eignen sich perfekt, um flache Dauerläufe zu absolvieren – wie zum Beispiel entlang des Silvaplaner Sees. Am nächsten Morgen nutzten wir die Gelegenheit, die anspruchsvollen Traillaufstrecken zu erkunden. Franzi ist ein absoluter Newcomer in Sachen Traillauf – sie war beeindruckt, wie vielseitig dieser Sport ist. Unser Trainingsprogramm der nächsten Tage war sehr abwechslungsreich. Von harten Tempoläufen auf der Bahn, über steile Anstiege bis zu 3.000 m über N.N. und Dauerläufen in der Gruppe entlang der Seen, war jede Trainingsform enthalten. Das brachte Abwechslung und bereitete uns auf die anstehenden Wettkämpfe vor. Nach zwei gemeinsamen Wochen stand fest: Wir werden 2023 wieder kommen, um die idealen Trainingsvoraussetzungen für Trailläufer zu nutzen!
Madrisa Trail: “Bei Franzi Althaus sehen die Männer alt aus”
Nachdem Franzi bei ihrem Traillauf-Debut im Pitztal prompt gewonnen hatte, schien ihre Lust „auf mehr“ geweckt zu sein. Allerdings war geplant, dass sie Ende August, pünktlich zu Semesterbeginn, wieder zu ihrer Trainingsgruppe in die USA reisen wird. Nils machte Franzi daher auf den „Madrisa Trail“ in Klosters aufmerksam, der nur eineinhalb Stunden mit dem Auto von St. Moritz entfernt ist. Zu dritt überlegten wir, ob so ein spontaner Start für Franzi Sinn machen würde, denn die Strecke über 24 Kilometer und 1.200 Höhenmeter war länger als ihre üblichen Wettkampfdistanzen. Gesagt, getan – am Samstag, dem 13. August begleitete ich Franzi am frühen Morgen nach Klosters.
Um 9 Uhr fiel der Startschuss. Franzi ging nach wenigen Kilometern bei den Frauen in Führung. Ab Kilometer zwei begleitete ich sie, um sie optimal betreuen zu können. Die zweite Frau war bis Kilometer fünf stets in Sichtweite. Allerdings lief Franzi zu diesem Zeitpunkt auch bereits knapp hinter der Männerspitze. Die Streckenführung war ein ständiges up and down. Besonders bergauf war Franzi läuferisch enorm stark. Der Abstand zur Frau hinter Franzi vergrößerte sich. Nach ca. 12 Kilometern folgte ein langer, technisch anspruchsvoller Downhill. Für die begabte Läuferin war das ein ungewohntes Terrain. Sie verlor einige Plätze im Gesamtfeld und der Abstand zur zweitplatzierten Frau verkürzte sich. Aber Franzi ließ sich nicht beirren. Sie drückte weiter zielstrebig aufs Tempo und baute ihren Abstand wieder aus. Dabei kassierte sie dann sogar die Männerspitze ein! Nach 24 Kilometern lief sie mit fast drei Minuten Vorsprung vor dem ersten Mann und über fünf Minuten vor allen Frauen ins Ziel.
Zu diesem überragenden Erfolg beglückwünschte ich sie mit dem Satz: “Bei Franzi Althaus sehen die Männer alt aus.”
Franziska Althaus im Interview bei Benedikt Hoffmann
Was war deine Motivation beim Madrisa Trail zu starten?
Nachdem ich letzte Woche überraschend so viel Spaß bei meinem ersten Traillauf, dem Pitz Alpine Trail in Österreich, hatte, wollte ich gleich ein zweites Mal bei einem Traillauf an den Start gehen. Da ich für die nächsten paar Monate in die USA zur Cross Country Saison gehe, war mein Ziel, nochmal auf den Trails Erfahrungen zu sammeln, um mir den Einstieg in eine mögliche Trail/Bergsaison im nächsten Jahr zu erleichtern. Außerdem war der Madrisa Trail ein perfekter Abschluss für mein Trainingslager in St. Moritz.
Wie empfandest du die Strecke? Anspruchsvoll? Gut machbar?
Ich hatte vorher großen Respekt vor der Strecke. Die letzten Jahre haben die Frauen immer in ca. 2,5 Stunden gewonnen, das ist deutlich länger als meine langen Dauerläufe sind. Zudem habe ich auch noch nie so viele Höhenmeter in einer Trainingseinheit absolviert.
Auf der Strecke ging es mir dann doch besser als erwartet, die ersten 10 km bin ich gut den Berg hochgekommen. Dann ging es lange bergab, technisch für mich schon relativ anspruchsvoll, dort habe ich einige Minuten verloren. Hieran muss ich in Zukunft noch arbeiten. Nach ca. 16 km ging es nochmal ordentlich steil bergan (400 Höhenmeter auf 3 km), davor hatte ich am meisten Respekt, aber auch an diesem Berg fühlte ich mich besser als erwartet. Ich bin also sehr zufrieden mit dem Ergebnis, sehe aber durchaus noch großes Verbesserungspotential, vor allem auf den technisch anspruchsvollen Trails bergab.
Wie war dein Eindruck von der gesamten Veranstaltung?
Die gesamte Veranstaltung war richtig schön, die Strecke war landschaftlich ein Traum und es war super, dass auf der gesamten Strecke Unterstützer angefeuert haben. Auch die Verpflegungsstationen vor und nach dem Lauf waren sehr hilfreich. Das einzige, was ich persönlich nicht optimal fand, waren die Markierungen. Ich wusste häufig nicht, wo es lang geht, musste nach dem Weg suchen und habe mich auch einmal verlaufen.
Wie warst du mit deinem Betreuer zufrieden? 🙂
Ohne meinen klasse Betreuer Bene (Benedikt Hoffmann) wäre das alles nicht möglich gewesen. Bene hat mich nach Klosters gefahren und ist die gesamte Strecke mit mir gelaufen, hat mir regelmäßig Wasser und Gels gereicht und mir Tipps auf der Strecke gegeben. Schon im Vorfeld in St. Moritz sind Nils und ich oft mit Bene laufen gewesen, sodass Bene mir Lauftechniken auf den Trails zeigen konnte. Außerdem wäre ich ohne Bene mehrfach von der Strecke abgekommen… Vielen Dank für die tolle Unterstützung!
Was sind deine weiteren Ziele in der Saison?
Cross Country ist in den USA ein Team-Sport und unser Ziel ist es, wie letztes Jahr, mit dem Team die D2 Nationals zu gewinnen. Außerdem ist Cross immer eine gute Möglichkeit, eine gute Ausdauergrundlage für das nächste Jahr zu erarbeiten.
Bildquellen
- Traingslager-und-Madrisa-1: Benedikt Hoffmann