Benedikt Hoffmann startete am 25. August 2022 beim OCC Chamonix, einem der sieben Läufe des UTMB Mont Blanc. An aussichtsreicher Position, auf Platz 8 liegend, erhielt er gegen Ende des Rennens eine Zeitstrafe von 30 Minuten, was ihn auf Rang 34 zurückwarf. Trotzdem lief er am Ende als 19. über die Ziellinie.
UTMB steht für Ultra-Trail du Mont Blanc: “Der UTMB® ist ein Phänomen: ein unübertroffenes Trail-Running-Event, zu dem sich jedes Jahr die Trail-Running-Elite versammelt. Sieben Bergläufe rund um den Mont Blanc, die durch Frankreich, die Schweiz und Italien führen, bieten den Läufern, die all ihre geistige und körperliche Kraft aufbringen, um die Ziellinie zu überqueren, ein einzigartiges Erlebnis”, heißt es auf der Homepage des Veranstalters der Events Columbia.
Der UTMB lief eine ganze Woche, vom 21. bis 28. August. Berglauf-Weltmeister Benedikt Hoffmann hatte dort für den Ultra Trail OCC Chamonix am 25. August 2022 gemeldet. Der Name OCC ergibt sich aus dem Streckenverlauf von Orsières über Champex nach Chamonix. Orsières und Champex liegen im französischsprachigen Teil des Schweizer Kantons Wallis. Während Chamonix ein französischer Urlaubsort am Fuße des Mont Blanc ist. (Der Mont Blanc ist mit 4807,81 m Höhe der höchste Berg der Alpen.)
Benedikt Hoffmann startet “gemächlich”
Insgesamt 55 Kilometer mit 3.500 Höhenmetern mussten die Athlet:innen beim OCC, diesem anspruchsvollen und sehr gut besetzten Rennen zurücklegen. 1.509 Läufer:innen aus vielen verschiedenen Nationen waren am Start. Gleich zu Beginn des Rennens drückten drei Läufer dem Rennen ihren Stempel auf: der Brite Robbie Simpson, der Franzose Arnaud Bonin und der Eriteaer Petro Mamu Shaku. Benedikt Hoffmann vom IMMOVATION Laufteam „The Running Pack“ ging das Rennen hingegen aus Erfahrung eher “gemächlich” an. Das Tempo der Spitze ist zu Beginn meist so hoch, dass viele Läufer am Ende Tribut zollen müssen. Nach gut sieben Kilometern lag er drei Minuten zurück, bei Kilometer 17 waren es acht. Benedikt Hoffmann ist jedoch bekannt dafür, dass er seine Rennen in der Regel ziemlich gut einteilen kann. Sein Vorteil: Er benötigt kein Zugpferd, sondern kann seinen ganz eigenen Rhythmus laufen.
Strategie von Benedikt Hoffmann geht auf – fast
Bei Kilometer 33, am Anstieg zum Col de Balme, gab es in der Reihenfolge jedoch größere Veränderungen. Die beiden Spanier Manuel Merillas und Antonio Martinez Perez übernahmen das Zepter und bauten ihre Führung stetig aus. Robbie Simpson und Arnaud Bonin, die zu Beginn noch geführt hatten, fielen dementsprechend zurück. Würde sich die bis dahin zurückhaltende Strategie von Benedikt Hoffmann am Col de Balme bewähren? Der Anstieg war extrem schwierig: Es ging über mehrere Steinfelder. “Bene” ging als 23. in den Berg. Und als 10. kam er oben an! Der Berglauf-Weltmeister zeigte hier einmal mehr, wie gut er Strecken im Vorfeld studieren kann, um seine Rennaufteilung entsprechend anzupassen. Selbst bergab, bei seiner “Angstdisziplin” überholte er noch zwei weitere Läufer.
War die Strategie damit aufgegangen? Nicht ganz. Denn dann geschah es: Es war sehr heiß und “Bene” sah am Wegrand eine Flasche stehen, nahm diese und trank daraus. Doch genau dies ist im Reglement des UTMB nicht gestattet. Die Folge: Er wurde elf Kilometer vor dem Ziel – mittlerweile auf Platz 8 liegend – von den Organisatoren angehalten und musste 30 Minuten warten. Durch diese Zeitstrafe rutschte er bis auf Rang 34 zurück.
Mit Wut im Bauch wieder auf Platz 19 geschafft
“Im Nachhinein betrachtet war es eine Dummheit von mir”, zeigte sich der 37-Jährige nach dem Lauf reumütig. “Allerdings ist die Strafe von 30 Minuten doch eher drakonisch.” Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch ging es nach der erzwungenen Pause weiter. Am letzten Anstieg flog er an vielen Läufern vorbei, die er schon einmal zu Beginn des Rennens überholt hatte. Auf dem Berg war er schon wieder auf Rang 23. Auf den letzten sechs Kilometern bergab ins Ziel gab er noch mal alles und schaffte mit Platz 19 noch den Sprung in die Top Twenty.
“Diese Strafe ärgert mich wirklich immens”, sagte Benedikt Hoffmann im Ziel. “Ich war super drauf, und Platz sechs wäre sicherlich drin gewesen.” Diese Platzierung wäre für Bene in dem Top-Feld ein Ritterschlag gewesen. “Ich hätte es vor allem auch meinem Asics-Team gegönnt, die mich im Umfeld unglaublich gut unterstützt haben”, so der 37-Jährige.
Aber Benedikt Hoffmann wäre nicht der, der er ist, wenn er nicht trotz allem nach vorne blicken würde: “Jetzt muss ich eben im nächsten Jahr über 100 Kilometer zeigen, was ich kann.” Dafür hat er sich mit seinem dritten Platz beim Mozart 100 vor einigen Wochen bereits qualifiziert.
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- Benedikt-Hoffmann-OCC-Mont-Blanc_small: ©albindurand, Mont Blanc © Image licensed by Ingram Image/adpic