Der “Wildstrubel by UTMB” feierte in diesem Jahr seine Premiere. Zur Wahl standen drei verschiedene Distanzen: 25 km, 50 km und 108 km. Der Lauf verbindet die Schweizer Kantone Wallis und Bern. Mehr als 2.000 Trailer nahmen an den drei Läufen der Auftaktveranstaltung teil.
Benedikt Hoffmann vom IMMOVATION-Laufteam “The Running Pack” hatte für die 50 km-Distanz, den “Wild 50” gemeldet. Die Athlet:innen erwarten bei diesem Rennen zwei Pässe, zwei Anstiege und zwei Abfahrten. Auf der ersten Etappe nehmen die Läufer die berühmte Via Alpina durch die Alpweiden des Berner Oberlandes bis ins Dorf Lenk. Es folgt auf Kurs Rawilpass (2.427 m) ein anspruchsvoller Anstieg von über 1.400 Metern mit Klippen-Passagen. Der letzte Abschnitt des Rennens führt bergab entlang des Tzeuzier-Sees hin zur Hängebrücke Biss du Ro.
Am 10.09.2022 um 10 Uhr fiel der Startschuss für Benedikt Hoffmann und weitere 800 Läufer und Läuferinnen in Adelboden, einem Dorf im Berner Oberland. Nach einem flachen und schnellen Abschnitt legte die Spitzengruppe ein hohes Tempo vor, mit dem Chinesen Tao Luo, den französischen Läufern Kevin Vermeulen und Antoine Charvolin im Führungstrio. Welche Strategie hatte sich Benedikt Hoffmann zurechtgelegt? Für die Leser unseres Blogs hat “Bene” am Tag nach dem Lauf das Geschehen geschildert.
Benedikt Hoffmann über seinen Lauf beim “Wild 50”
50 Kilometer mit 2.750 Höhenmetern! Wie geht man so ein Rennen an? Hält man von Beginn an Kontakt zur Spitze oder läuft man zunächst zurückhaltender und hofft, dass man im zweiten Teil der Strecke vorne aufschließen kann? Man ist immer erst nach dem Rennen schlauer!
Ich entschied mich gestern beim UTMB Rennen am Wildstrubel für einen defensiven Beginn. Morgens vor dem Start war zunächst unsicher, ob ich starten konnte. In der Nacht quälten mich Magenkrämpfe, die sich zum Glück nach dem Frühstück legten. Um 10 Uhr war Start. Wir liefen aus dem Ort raus und danach ging es mit 20 Prozent einige Bergwiesen hoch. Hier kann man sich direkt die Muskulatur festlaufen, wenn man überpaced. Nach den ersten 400 Höhenmetern ging es 100 Höhenmeter runter und sofort wieder 400 Höhenmeter hoch. Ich lief auf Platz 6 über den ersten Pass. Im Downhill schloss ich auf Platz 5 auf.
Zweikampf mit Yanqiao Yun
Wir liefen durch Lenk, dem tiefsten Punkt der Strecke. Der zweite Anstieg hatte es in sich – 1.300 Höhenmeter waren zu bewältigen. Noch vor dem langen Anstieg schloss ich zum Chinesen Yanqiao Yun auf. Er ist ein starker Läufer, der schon große Rennen gewonnen hat. Im steilen, gerölligen Anstieg pushte er – aber ich konnte dranbleiben.
Wir liefen gemeinsam den Downhill bis zum Lac de Treuzier. Entlang des Sees legte ich ein hohes Tempo vor, doch Yanqiao ließ sich nicht abschütteln. Circa 11 Kilometer vor dem Zielort in Crans-Montana ging ich keine Kompromisse mehr ein. Jetzt oder nie! Meter für Meter entfernte ich mich von Yanqiao.
Kampf um Platz drei
Drei Kilometer vor dem Ziel tauchte unerwartet noch Tao Luo vor mir auf. Er hatte lange das Rennen angeführt. Nun ging es um Platz 3. Klar, dann ist man voll motiviert! Er versuchte alles, um den dritten Platz zu verteidigen, doch er war von den Strapazen gezeichnet. Ich hingegen hatte noch Körner im Tank und lief noch eine Minute Vorsprung heraus. Nach so einem Finish nach 4:34:01 Stunden freut man sich besonders über Platz 3, auch wenn es zum Zweitplatzierten, dem Franzosen Antoine Charvolin, nur noch eine Minute war.
Lars Bergmann, Vorstand der Sponsorin IMMOVATION AG, zeigte sich sehr zufrieden über den dritten Platz von Benedikt Hoffmann: “Nach der Fußverletzung von Benedikt war ich etwas in Sorge, ob und wie schnell Benedikt wieder zu seiner Top-Form zurückfinden würde. Umso mehr freue ich mich, dass er wieder so fit ist, dass er auch bei diesem Rennen wieder eine Platzierung an der Spitze erreichen konnte.”
Das Rennen unangefochten gewonnen hat der Franzose Kevin Vermeulen in 4:25:41 h. Platz zwei ging an Antoine Charvolin aus Frankreich mit 4:33:00 h. Mit dem dritten Platz hat sich Benedikt Hoffmann für den OCC über 50 Kilometer zum Finale der weltweiten Laufserie Ultra Trail du Mont-Blanc (UTMB) in Chamonix im kommenden Jahr qualifiziert. Allerdings wird er wahrscheinlich auf diesen Startplatz verzichten, da er sich 2023 bereits über die 100-Kilometer-Distanz beim UTMBFinale qualifiziert ist.
Nach einer kurzen Regenerationsphase geht es für “Bene” am 2. Oktober mit der deutschen Berglauf-Meisterschaft in Berchtesgaden weiter. Eine Woche später wird er bei der Ultralauf-Europameisterschaft über 50 Kilometer in Madrid starten und am 4. November bei der Trail-Weltmeisterschaft in Thailand.
Bildquellen
- Benedikt-Hoffmann-Wildstrubel-01: Wildstrubel UTMB: Benedikt Hoffmann