Wer demnächst bauen will und dabei auf klimafreundliche Standards setzt, kann vom Bund einen Zuschuss von bis zu 150.000 Euro erhalten. Die Förderung soll über zinsgünstige Kredite erfolgen.
Für Bauherren in Deutschland treten demnächst neue Regeln bei der Förderung von Neubauten in Kraft. Besonders nachhaltige Wohngebäude sollen einen Zuschuss von bis zu 150.000 Euro erhalten. Für klimafreundliche Wohngebäude ohne Nachhaltigkeitssiegel fällt die Förderung geringer aus. Hier sind bis zu 100.000 Euro pro Wohneinheit möglich. Das geht aus einer Meldung der Tagesschau vom 25.01.2023 hervor.
Zinsverbilligung von bis zu vier Prozent pro Jahr
Vorgesehen ist eine Förderung durch zinsverbilligte Darlehen. Die Zinsverbilligung soll bis zu vier Prozent pro Jahr der Kreditsumme betragen, gemessen an den marktüblichen Konditionen. Bundesbauministerin Klara Geywitz: “Klimagerechtes Bauen ist heute keine Kann-Entscheidung mehr, sondern ein Muss. Wer heute baut wie früher, um Geld zu sparen, schadet dem Klima und seinem Geldbeutel durch horrende Nebenkosten.”
Fördertopf enthält 1,1 Milliarden Euro
Die Pressemitteilung des Bundesbauministeriums vom 25.01.2023 kündigt an, dass der Bund aus dem Klima- und Transformationsfonds im Jahr 2023 Programmmittel i.H. von 1,1 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Davon sollen 750 Millionen Euro auf das Förderprogramm klimafreundlicher Neubau und 350 Millionen Euro auf die Wohneigentumsförderung für Familien entfallen.
Gefördert werden der Neubau und der Ersterwerb von klimafreundlichen Wohn- und Nichtwohngebäuden, wenn sie dem energetischen Standard eines Effizienzhauses 40 entsprechen und zudem bestimmte Grenzwerte für Treibhausgasemissionen nicht überschreiten. Für Gebäude, die zusätzlich das Gütesiegel “Nachhaltiges Gebäude” erhalten, werde eine höhere Förderung gewährt. Antragsberechtigt sollen Investoren, Genossenschaften, Unternehmen und Privatpersonen sein.
Das neue Programm soll laut Bauministerium dazu beitragen, die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor bis 2030 auf 67 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu mindern und somit sowohl die nationalen als auch die europäischen Energie- und Klimaziele bis 2030 zu erreichen.
Investoren, Genossenschaften, Unternehmen und Privatpersonen können Anträge über ihre Förderbanken stellen, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums. Ab März können Bauherren die Mittel bei der staatlichen Förderbank KfW beantragen.
Quellen: Tagesschau: www.tagesschau.de, Pressemitteilung des Bundesbauministeriums vom 25.01.2023
Reaktionen der Verbände
Die Verbände haben die Meldungen überwiegend kritisch kommentiert:
Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Neubauförderung ist eine bittere Enttäuschung: Digitalisierung und Vorfertigung können Produktivität erhöhen, aber nicht die Zahl der Bauaufträge!
Das angekündigte Fördervolumen von 1,1 Milliarden Euro ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wohnungssuchende, Bauherren und Investoren werden in der derzeitigen extremen Kostenbelastung aus immensen Bauzinsen und hohen Materialpreisen allein gelassen, während die Auftragseingänge im Wohnungsbau immer weniger werden. Auch für Mieterinnen und Mieter ist dies eine sehr schlechte Nachricht, da die Wohnungsmärkte angespannt bleiben werden …
Quelle: www.zdb.de
Hauptverband der Deutschen Bauindustrie
Ampel zementiert Talfahrt am Wohnungsmarkt
Jetzt ist es amtlich: Die Bundesregierung hat jegliche Hoffnung auf eine Trendwende platzen lassen und somit die Talfahrt am Wohnungsmarkt weiter zementiert. Natürlich stehen wir hinter den Klimaschutzzielen im Gebäudebereich, ich mache mir aber ernsthafte und große Sorgen, dass das Wohnen in Deutschland zu einer Armutsfalle wird. Denn es fehlen schlicht und ergreifend ausreichend Bauaufträge, um bezahlbaren Wohnraum für die Mitte der Gesellschaft, für dringend benötigte Fachkräfte und Flüchtlinge, die bei uns Schutz vor dem Krieg suchen, zu schaffen … (Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie)
Quelle: www.bauindustrie.de
BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen
Neue Förderung: Viele Fragen offen, Wohnbauziel unerreichbar
Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen blickt enttäuscht auf das neue Förderprogramm „Klimafreundlicher Neubau“: „Durch dieses Programm werden leider nicht die dringend benötigten Impulse für den Wohnungsneubau gesetzt. Die Anforderungen sind zu hoch, die Anreize viel zu niedrig. Klimagerechtes Bauen sei keine „Kann-Entscheidung“, sondern eine „Muss-Entscheidung“, sagt die Bundesbauministerin. Mit diesen hohen Anforderungen bleibt es eine „Geht-nicht-weil-zu-teuer“-Entscheidung“, erklärte BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.
Quelle: bfw-bund.de
Immobilienverband Deutschland IVD
Diese Neubauförderung verschärft den Wohnungsmangel
“Dieses Förderprogramm kurbelt den Neubau nicht an, sondern bremst ihn weiter aus. Dem tatsächlichen Bedarf von Bauherren und Investoren wird die Bundesregierung damit nicht gerecht. Denn die Wirtschaftlichkeitslücke beim Neubau, die durch steigende Zinsen und Herstellungskosten immer größer wird, kann mit dieser Förderung nicht annähernd geschlossen werden …” (Jürgen Michael Schick, Präsident des Immobilienverband Deutschland IVD)
Quelle: ivd.net
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