Nicht nur die Vögel singen es von den Dächern, man liest es nahezu überall: Die Mietkostenbelastung in Deutschland steigt und steigt. Immer größere Teile des Einkommens müssen also dafür aufgewendet werden, sollte man meinen. Die Politik reagiert mit diversen Maßnahmen und Vorschlägen für die sie (je nach Standpunkt) Lob oder Tadel erntet.
Manche Politiker haben sogar gefordert, die Mieten zu deckeln: “Politiker sehen den sozialen Frieden in Gefahr, weil die Mieten den Bundesbürgern angeblich kaum noch genug Geld zum Leben lassen”, heißt es dazu in einem Bericht des iwd (Institut der deutschen Wirtschaft). Basieren die Vorschläge und Maßnahmen auf Tatsachen? Das iwd hat sich die Sache nun genauer angeschaut und sagt: Nein! Nach Ansicht der Experten des Instituts ist die Mietkostenbelastung seit Mitte der 2000er Jahre stabil! Dies gelte sogar für die “Einkommensärmsten”.
Mietkostenbelastung in Deutschland konstant
Lassen die hohen Mieten wirklich kaum noch genug Geld zum Leben? Nach Ansicht des iwd hat dieser Befund mit der Realität wenig zu tun. Das ergibt sich, wie es weiter heißt, aus einem Gutachten von IW-Wissenschaftlern im Auftrag des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung. Dafür haben die Wissenschaftler die reale Mietkostenbelastung ermittelt. Die schieren Zahlen allein sagen nämlich noch nicht viel. Wichtig ist “die Bruttokaltmiete – also die Nettokaltmiete inklusive der kalten Betriebskosten wie Müllgebühren und Kosten für den Schornsteinfeger – ins Verhältnis zum Haushaltsnettoeinkommen” zu setzen. Erst so zeigt sich die tatsächliche Mietkostenbelastung.
Das Ergebnis: “Die durchschnittliche Mietkostenbelastung in Deutschland ist seit Mitte der 2000er Jahre nahezu unverändert. Sie liegt aktuell bei 28 Prozent. Auch in den Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern bewegte sich dieses Verhältnis lediglich seitwärts.”
Berlin mit “Aufholprozess”
In den Metropolen liegt der Wert bundesweit bei knapp 30 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens. Diese Zahl gilt im Übrigen auch in Berlin. Dennoch ist Berlin ein “Sonderfall”, denn früher war “das Wohnen zur Miete dort in Relation zum Einkommen deutlich günstiger als in anderen Großstädten”, doch mittlerweile hat es dort einen sogenannten “Aufholprozess” gegeben.
Mietbelastung der verschiedene Einkommensgruppen ebenfalls konstant
Durchschnittswerte stellen zwar das Gesamtbild dar, aber in einzelnen Bereichen können die Dinge anders liegen. Daher haben die Wissenschaftler nicht nur Mietkostenbelastung insgesamt betrachtet. Sie haben darüber hinaus verschiedene Einkommensgruppen in den Blick genommen. Sie haben die Werte für fünf gleich große Mietergruppen ermittelt. Dabei ergibt sich, dass “einkommensärmste Fünftel der Mieterhaushalte” im Jahr 2017 etwa 41 Prozent des Nettohaushaltseinkommens für die Miete ausgegeben” hat. Das reichste Fünftel musste für “ihre Wohnung durchschnittlich nur rund 18 Prozent ihres Nettoeinkommens zahlen.”
Heißt das, dass die Belastung für “das einkommensärmste Fünftel” doch eklatant gestiegen ist? Das iwd verneint das. Denn die Werte sind seit Mitte der 2000er Jahre nahezu konstant. Es stimmt zwar, dass die Bruttokaltmieten seither gerade in den Städten zum Teil deutlich gestiegen sind. Jedoch sind auch die Einkommen “entsprechend stark gestiegen”.
Quelle: www.iwd.de
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