Blick zurück: Jens Nerkamp vom Laufteam Kassel gewinnt im September 2019 den Berlin-Marathon als bester deutscher Läufer. Ein toller Erfolg! Ein halbes Jahr später sieht die Welt plötzlich ganz anders aus: Eine Pandemie hält die Welt in Atem. Auch die Welt des Laufsports: Praktisch alle Laufveranstaltungen sind abgesagt. Betroffen sind Freizeitläufer ebenso wie Spitzensportler. Außer für Jens Nerkamp gilt das ebenso für Melat Kejeta und viele andere des Laufteams Kassel.
Zweimal ins Trainingslager
Der Barcelona-Halbmarathon im Februar 2020 war eine Standortbestimmung. Unterm Strich war Jens Nerkamp mit dem Ergebnis dort zufrieden. Danach ging es Ende Februar wieder nach Portugal ins Trainingslager. Nicht nur einmal: Zum ersten Mal in seiner Karriere ist Jens Nerkamp gleich zweimal ins Trainingslager gefahren. Er hatte schließlich großes vor! Mit stark aufsteigender Form kam er Anfang März nach Kassel zurück. Der Halbmarathon in Berlin und der Marathon in Hannover sollten seine Highlights des Frühjahrs werden.
Alle Pläne Makulatur
Kaum eine Woche später sind alle Pläne Makulatur. Auf seinem eigenen Blog bei larasch.de berichtet der Kasseler Athlet von seiner Gefühlslage: “Natürlich war ich erstmal wütend und maßlos enttäuscht und ich habe es nicht wahrhaben wollen, aber nach kurzer Zeit habe ich die Situation akzeptiert. Gerade wenn man Personen in seinem Umfeld hat, die zur Risikogruppe gehören, stellt man seine eigenen Bedürfnisse schnell dem höheren Ziel hintenan.”
Deutliche Signale des Körpers
Wie sollte es nach diesem “Schock” weitergehen? Trainieren und auf die nächste Gelegenheit warten? Oder eine “aktive Pause” einlegen? Nerkamp: “Meine Entscheidung ist gefallen und ich mache eine aktive Pause, um dann für eine mögliche Herbstsaison neu aufzubauen. Darüber hinaus hat mein Körper deutliche Signale gesendet, dass er nichts gegen eine Pause einzuwenden hat. Seit einiger Zeit habe ich Schmerzen im rechten Sprunggelenk.”
Jens Nerkamp läuft sein halbes Leben: mit 15 Jahren fing er an – die kommenden 16 Jahre bleibt er (zum Glück!) unverletzt. Ende März wurde schließlich ein MRT gemacht – die Diagnose lautet: “Stressfraktur im Kahnbein mit ausgeprägtem Knochenödem. Weitere Knochenödeme, jedoch ohne Fraktur, sind am Sprungbein und am Fersenbein vorhanden” und Nerkamp fügt mit einer Prise Galgenhumor hinzu: “Jackpot.” Die kommenden 4-6 Wochen muss Nerkamp eine entsprechende Orthese tragen. An eine “aktive Pause” ist da kaum zu denken. Die ersten Anzeichen für das Problem gab es schon vor dem Berlin Marathon. In den letzten Monaten wurde der Schmerz mal stärker mal schwächer: “Nie hätte ich gedacht, dass es dieses Ausmaß hat.”
#comebackstronger
Kann man dem ganzen auch etwas Positives abgewinnen? Doch, das geht. Optimismus gehört offenbar zur mentalen Grundausstattung eines Spitzensportlers wie Jens Nerkamp: “Glücklicherweise ist das Timing ganz gut, da im Moment eh keine Wettkämpfe stattfinden. Jetzt steht eben alles im Zeichen von #comebackstronger.” Bis dahin ist “mehr Zeit für andere wichtige Dinge”.
Sponsor Lars Bergmann, Vorstand der IMMOVATION AG, sieht das genauso: “Meine Einstellung als Unternehmer ist da ähnlich wie bei Jens. Wenn ich Dinge nicht ändern kann, muss ich nach Vorne schauen und das Beste aus den gegebenen Umständen machen. ‘Dank Corona’ passt es da gerade gut, dass es für längere Zeit ohnehin keine Laufveranstaltungen geben wird. So kann sich Jens ganz auf seine Genesung konzentrieren. Ich wünsche ihm, dass er sich schnell erholen und bald wieder mit frischer Energie an den Start gehen kann.”
Bildquellen
- Jens Nerkamp, Laufteam Kassel: ©striZh/ Fotolia.com & Laufteam Kassel