Die Figur “Lurchi” entstand bereits 1937. Was wohl die wenigsten wissen: Zu diesem Zeitpunkt hatte Salamander noch gar keine Kinderschuhe im Angebot! Wozu dienten die Hefte dann? Sie waren dazu gedacht, die Kinder der Kunden abzulenken, damit die Verkäufer ein ungestörtes Beratungsgespräch führen konnten. Der erste Zeichner Lurchis ist bis heute unbekannt geblieben. Auch der Name des zweiten Künstlers, der einige Lurchihefte ab 1945 zeichnete, blieb unbekannt. Vielleicht zu Recht, da er nur ältere Vorlagen abpauste.
1952: Heinz Schubel entwickelt den klassischen Lurchi
Erst der legendäre Zeichner Heinz Schubel gab Lurchi 1952 seine klassische Form. Er zeichnete nicht nur die Reihe von Heft 6 bis Heft 52, sondern gestaltet auch die Nummer 1 bis 5 neu, damit alle Lurchihefte einen einheitlichen Charakter bekamen.
Die ebenso legendären Texte reimte Salamanders damaliger Werbechef Erwin Kühlewein. Diese Zusammenarbeit war ein Glücksfall: Schubel und Kühlewein entführten ihre Leser in die wunderbar phantastische Lurchiwelt, die wir als Kinder alle liebten. Mit einer Mischung aus Abenteuergeschichten und alltäglichen Begebenheiten gewann das geniale Gespann die Herzen der jungen Leser. Oftmals verschlägt es die Lurchi und seine Freunde in fremde Länder oder in eine bunte Märchenwelt. Generationen von Kindern haben die Hefte förmlich “verschlungen”.
Mit dem Ausscheiden von Erich Kühlewein übernimmt Heinz Schubel auch die Rolle des Texters und gestaltet die Reihe auf gewohnt hohem Niveau allein. Heinz Schubel setzte mit seinem Lurchi Maßstäbe, die für seine Nachfolger schwer erreichbar sein sollten. Phantasie, Detailreichtum und sorgfältige Ausarbeitung jedes einzelnen Bildes zeichneten seine Arbeit aus. Aus gesundheitlichen Gründen musste er sich leider 1972 zurückziehen. Ein Abenteuer, das die Olympischen Spiele in München zum Thema hatte, war seine letzte Arbeit an Lurchi. Eine gebührende Anerkennung wurde ihm übrigens 1994 zuteil, als eine Wanderausstellung des Stadtmuseums Kornwestheim die Lurchi-Serie würdigte.
Die schwierige Suche nach einem Nachfolger für Heinz Schubel
Nach Heinz Schubels Ausscheiden rief Salamander einen Zeichenwettbewerb aus. Als Siegerin ging Brigitte Smith daraus hervor. Ihr “68er” Lurchi unterschied sich sehr stark von Heinz Schubels Original. Das Experiment endete jedoch nach nur drei Heften. Auch der nächste Zeichner Enrique Puelma blieb Lurchi nur wenige Hefte lang treu. Einen würdigen dauerhaften Nachfolger für Heinz Schubel zu finden, erwies sich als überaus schwierig. In den folgenden Jahren wechselten die Zeichner, Texter und Stile ständig. (Zunächst gestaltete der Illustrator Georg Nickel gemeinsam mit seinem Vater Friedrich Nickel die Reihe, während die Hefte später im Wechsel der Zeichner Peter Krisp und Georg Nickel erschienen.)
1995: Dietwald Doblies betritt die Bühne
1995 begann jedoch eine neue Ära. Mit Folge 115 betrat Dietwald Doblies die Bühne. Mit Lurchi kam er (natürlich!) bereits in seiner Kindheit in Berührung. Der Selfmade-Zeichner verlor die Heftfolge aber aus den Augen, kurz bevor Schubel die Arbeit an Lurchi niederlegte. Als Doblies später erneut auf Lurchi aufmerksam wurde, hatte sich der Stil der Hefte bereits stark gewandelt.
Daraufhin ergriff Doblies selbst die Initiative und bewarb sich als Zeichner der Serie. Seine Entwürfe gefielen zwar, doch erst drei Jahre später (!) ging Salamander auf das Angebot ein: 1995 schuf Doblies sein erstes Lurchiheft. Sowohl künstlerisch als auch inhaltlich wurde die klassische Lurchi-Tradition neu belebt. Das erste Abenteuer (“Lurchi und die Zaubersteine”) entführte die Leser in die – für die Lurchi-Abenteuer so typische – Märchenwelt. Dem zweiten großen Themenkomplex, den Reisegeschichten, widmete sich der Zeichner ebenso: Zusammen mit dem Texter Günther Bentele schickte er Lurchi nach Indien, Norwegen, Ägypten, China und Mexiko.
Lurchis Neustart
2000 beauftragte Salamander Doblies, die Figuren zu überarbeiten. Marktforscher hatten erkannt, dass das Wald- und Wiesenambiente bei den Kindern heute nicht mehr so gut ankommt. Eine Werbeagentur entwickelte ein zeitgemäßeres Konzept und Doblis zeichnete die Figuren entsprechend: Einige Figuren kleidete er ein. Lurchi ist nun nicht mehr nackt, sondern trägt ein gelbes Shirt mit schwarzen Punkten, sowie grüne Shorts. Einige Figuren wurden behutsam angepasst, andere entwarf Doblies völlig neu. Auch der Text änderte sich: war er bisher gereimt, spricht der neue Lurchi nun fast nur noch Prosa.
Allein der traditionelle Schlussreim ist gereimt erhalten geblieben: “Lange schallt’s im Walde noch: Salamander lebe hoch!”
Projekt Revitalisierung Salamander-Areal
Das Salamander-Areal ist die ehemalige Zentrale und Produktionsstätte der Schuhmarke Salamander. Im Auftrag der IMMOVATION-Unternehmensgruppe hat die GLOBAL CONZEPT von 2010 bis 2018 das Industriedenkmal mit einer Gesamtgrundstücksfläche von ca. 41.000 m² und ca. 90.000 m² Bruttogeschossfläche projektiert und alle Baumaßnahmen realisiert. Mit der Revitalisierung des ehemals ausschließlich gewerblich geprägten Salamander-Areals ist ein lebendiger kleiner Stadtteil mit einer Mischung aus Wohnen und Einkaufen, Dienstleistungen und Gewerbe entstanden.Bis auf wenige Restflächen sind alle Gewerbeflächen an Firmen, Dienstleister und Einzelhändler vermietet. Viele ehemalige Produktionshallen des Industriedenkmals sind dem Bedarf der Mieter entsprechend angepasst worden. Auf über 30.000 Quadratmetern ist das neue Grundbuchzentralarchiv des Landes Baden-Württemberg entstanden. Darüber hinaus sind 70 Loft-Mietwohnungen, eine Kindertagesstätte und acht Stadtvillen mit 64 Eigentumswohnungen errichtet worden. In der abschließenden Revitalisierungsphase wurden weitere 121 Wohnungen, fünf neue Gewerbeeinheiten und ein REWE-Lebensmittelmarkt gebaut.
Bildquellen
- Lurchi Bücher: © IMMOVATION